Bekanntschaften über das Netz – die Pandemie beflügelt das Online-Dating

Bekanntschaften über das Netz - die Pandemie beflügelt das Online-Dating

Bekanntschaften über das Netz – die Pandemie beflügelt das Online-Dating

Die Corona-Krise hat die Menschen in die eigenen vier Wände und vermehrt in den digitalen Raum getrieben. Dating-Plattformen verzeichnen mehr Traffic und profitieren finanziell davon.

Das Flirtverhalten verändert sich

Bereits seit einigen Jahren befindet sich das Flirtverhalten der Deutschen im Umbruch. Immer mehr Menschen lernen ihren neuen Partner oder das Date für den schnellen Sex über das Internet, genauer über Online-Dating-Plattformen, kennen. In der Umkehr suchen die Menschen deutlich weniger Bars und Clubs auf, die zu früheren Zeiten die erste Anlaufstelle waren, um neue Kontakte zu knüpfen. Die Corona-Krise hat diesen Trend noch einmal verstärkt, und die Betreiber der Plattformen freuen sich über mehr Traffic und vor allem über höhere Umsätze durch Nutzungsgebühren oder Werbeeinnahmen.

Tinder gehört zu den großen Gewinnern

Großer Beliebtheit erfreut sich derzeit vor allem die Plattform Tinder, auf der es mehr um Sexdates als um die große Liebe oder den Traumpartner geht. Wie die Online-Visibility-Management-Plattform SEMrush ermittelt hat, wurde der Suchbegriff Tinder in den Haupt-Corona-Monaten 62 mal häufiger gegoogelt als zu normalen Zeiten. Die Verantwortlichen bei Tinder selbst erklärten, dass die Nachfrage um 56 Prozent in der Pandemie gestiegen sei.

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Auswirkungen und Folgen der Corona-Pandemie auf das Online-Dating

Die Corona-Krise hat so einiges durcheinander gebracht, so auch das Dating-Verhalten der Menschen. Clubs, Bars und Kneipen waren über lange Zeit geschlossen, und auch private Partys durften nicht veranstaltet werden. Ebenfalls beliebte Orte, um Menschen kennenzulernen, sind Fitnessstudios und Sportvereine. Aber auch diese wurden über lange Strecken geschlossen und haben ihren Betrieb inzwischen so umgestellt, dass sich die Besucher möglichst wenig nahe kommen. Die Menschen waren und sind daher genötigt, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen. Besonders hart hat dies Singles getroffen. Einige Menschen sind vereinsamt und haben schwere psychische Folgen davongetragen, die sie auch noch in den nächsten Jahren begleiten werden.

Mit verschiedenen Motiven unterwegs im Netz

Das Leben der meisten Menschen verlagerte sich folglich vermehrt in die digitale Welt. Profitieren konnten davon die großen Social-Media-Kanäle wie Instagram, Facebook oder Youtube, aber auch Dating-Plattformen wie Verliebt-im-Norden.de, Parship oder Tinder wurden vermehrt von den Menschen besucht. Diese erhöhten Aktivitäten auf den Plattformen wurden von einer wissenschaftlichen Studie der Fresenius Hochschule in Köln belegt. Untersucht wurden darin unter anderem die verschiedenen Motive der Menschen. So sollen die einen Bestätigung und Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse suchen, andere wollen sich einfach die Zeit vertreiben, und wiederum andere suchen nach der großen Liebe. Gerade das letztgenannte Motiv hat an Bedeutung gewonnen, weil viele Menschen die Zeit daheim genutzt haben, um viel über sich und den Sinn des Lebens nachzudenken. Vor allem viele Singles sind zu der Erkenntnis gekommen, dass sie nicht mehr alleine sein möchten.

Tiefgründigere Unterhaltungen

Was die Studie ebenfalls ermittelt hat, ist, dass die Themen und Unterhaltungen auf den Plattformen in vielen Fällen deutlich emotionaler, intensiver und tiefgründiger geworden sind. Zu diesem Trend gibt es gleichzeitig aber auch eine Gegenentwicklung. Die App Tinder etwa ermöglicht, ein sekundenschnelles Wegwischen von Profilen. Eine wirklich nachhaltige Beschäftigung mit den Menschen dahinter erfolgt dann nicht mehr. Dies führt laut den Verfassern der Studie zu „einer gewissen Oberflächlichkeit“ und einem „Abstumpfungseffekt“. Beides wiederum löst eine große Unzufriedenheit aus und führt gelegentlich auch zu innerer Leere.

Kontaktvermeidung und daten?

Ein erschwerter Faktor für das Kennenlernen im echten Leben sind die Vorgaben, die das Abstandhalten und die Kontaktvermeidung betreffen. Orte wie Cafés, Restaurants oder Kinos fielen ebenfalls für lange Zeit weg. So blieben nur noch die Möglichkeiten, sich zuhause oder zu einem Spaziergang zu treffen. Solche Zusammenkünfte in privaten Räumen sind für viele Menschen gerade am Anfang jedoch oft tabu, weil sie etwa beim ersten Date noch kein Risiko eingehen möchten.

Erhöhter Konsum von Sexspielzeug und Pornos

Ebenfalls Gewinner der Pandemie sind Unternehmen, die Sexspielzeug vertreiben oder mit Pornofilmen handeln. Die Plattform Pornhub berichtete beispielsweise über einen Nutzeranstieg von rund sechs Prozent. Von den Machern der Sexting-App Rinsing hieß es in einer Pressemitteilung, dass die Anzahl an Registrierungen derzeit explodiere, und auch die Aktivitätsdauer der Nutzer sei um 60 Prozent gestiegen sei. Besonders hoch sei der Anteil an Teilnehmern in Regionen, in denen Covid-19 extrem stark grassiere.

Seit 20 Monaten ein anderes Dating

Inzwischen beeinflusst die Pandemie die Menschen in Deutschland seit rund 20 Monaten. Ein Ende ist im Moment noch nicht in Sicht. Fakt ist, dass in diesen 20 Monaten sich das Dating-Verhalten vieler Menschen deutlich verschoben hat. Es wird viel weniger im realen Leben getroffen und gedatet, dafür wird sich deutlich intensiver auf den Online-Plattformen ausgetauscht. Dies führt bei den Betreiber zu vermehrten Umsätzen und Gewinnen, und hat der Branche einen enormen Auftrieb gegeben. Während einige Menschen ihr Sexualleben intensiviert haben, haben andere in der Krise einen Partner gefunden. Andere wiederum sind durch die Corona-Krise vereinsamt, weil sie trotz der vielen Online-Möglichkeiten zum Daten ganz analoge Treffen bevorzugen und echte Gespräche nicht durch Chats im Internet ersetzen möchten.

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