Transaktionskosten in der Industrie: Zeit und Geld sparen
Die Industrie ist in diverse Zweige aufgeteilt und doch haben Automobil-, Elektro-, Luft und Raumfahrtindustrie, Windenergie, Maschinenbau und Co. eines gemeinsam: sie unterliegen ständigen zeitlichen und finanziellen Kosten, z.B. bei dem Abschließen von Verträgen mit Rohstofflieferanten, bei der Kontaktaufnahme mit Abnehmern oder bei der Kommunikation zu potenziellen Arbeitskräften. Den Grund für diese Gegebenheiten und die Umstände, unter denen Unternehmen entstehen und warum einige von ihnen Outsourcing betreiben und andere stattdessen eine eigene Produktionsstätte in den Betrieb integrieren, erklärt die Theorie der Transaktionskosten. Mit dieser wissenschaftlichen Fundierung lassen sich für Unternehmer in der Industrie effektiv Strategien erarbeiten, um zeitliche und finanzielle Ressourcen einzusparen.
Wie Effizienz entsteht
Um eine Anwendung der Transaktionskostentheorie auf betriebliche Abläufe in der Industrie zu vollziehen, bedarf es zunächst einer Betrachtung der Entstehung von Effizienz. Viele Theoretiker und Wissenschaftler verweisen hierfür auf Arbeitsteilung. Diese bietet die Grundlage für effizientes Arbeiten. Durch die Aufteilung von bestimmten Aufgaben wird eine Spezialisierung vorangetrieben. Wenn also ein bestimmter Mitarbeiter immer wieder für den gleichen Arbeitsvorgang zuständig ist, etwa das Warten einer spezifischen Maschine, dann wird dieser Mitarbeiter seine Kompetenzen exakt in diesem Bereich weiterentwickeln, vertiefen und die Aufgabe fortlaufend immer effizienter erfüllen können. In jedem Zweig der Industrie gibt es solche Spezialisten. In der Autoindustrie sind es beispielsweise Profis für Autoreifen, Lackierungsspezialisten oder Autoglas-Experten. Sie alle sind spezialisiert auf ein Fachgebiet, das sie besonders gut beherrschen und können daher effizient arbeiten.
Unternehmen funktionieren ebenfalls über Arbeitsteilung. Etwa gliedert sich ein Betrieb in eine Personalabteilung, Produktionsstätte und kaufmännische Mitarbeiter. Wenn ein Unternehmen nun etwa ein neues Produkt auf den Markt bringen möchte und dafür ein bestimmtes Bauteil benötigt, bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten an. Das Bauteil kann intern hergestellt oder von anderen bezogen werden. Das bedeutet, man erarbeitet entweder einen eigenen Spezialbereich oder gibt die Aufgabe an bereits etablierte und externe Spezialisten weiter. Wie die Entscheidung für das eine oder das andere gelingt, erklärt die Transaktionskostentheorie.
Die Rolle von Transaktionskosten
Einige Industrieunternehmen übernehmen selbst die Produktion einer großen Zahl der von ihnen benötigten Bauteile. Andere verlassen sich auf Zulieferer. In der Theorie erklären Ökonomen dies mit Transaktionskosten. Diese umfassen alle möglichen Informations-, Kommunikations- und Koordinationskosten, die bei der Nutzung des Markttausches anfallen. Wenn ein Unternehmen beispielsweise für den Bau einer bestimmten Industrieanlage spezielle Sonderschrauben benötigt, bezieht es diese in der Regel von einem externen Hersteller. Dafür müssen Verträge ausgehandelt werden, was Zeit kostet. Ebenso fallen Recherchetätigkeiten an und ein Abwägen verschiedener Anbieter erfordert zeitliche Ressourcen. Mitarbeiter, die für die Aushandlung zuständig sind, möchten finanziell entlohnt werden. Das alles, und unter Umständen noch viel mehr, fällt unter den Begriff der Transaktionskosten.
Transaktionskosten einsparen
Transaktionskosten sind kaum zu vermeiden. Um sie zu reduzieren, setzen viele Unternehmen auf eine interne Produktion von bestimmten Bauteilen. Statt finanzielle und zeitliche Ressourcen bei der Verhandlung von Verträgen mit externen Zulieferern aufzubringen, investieren Industriebetriebe dann in den Aufbau einer unternehmenseigenen Abteilung. Die Transaktionskostentheorie besagt, dass Unternehmen ihre Produktion auslagern, wenn sich die interne Produktion als kostenintensiver erweist oder umgekehrt gesagt, wird dann eine interne Produktion vorgenommen, wenn die Auslagerung mit höheren Transaktionskosten verbunden ist. Das ist für die Praxis jedoch nicht sehr aussagekräftig.
Outsourcing ist insbesondere dann sinnvoll, wenn sehr spezielle Produkte und Bauteile benötigt werden und ein Industrieunternehmen völlig neue Strukturen aufbauen müsste. Eine Auslagerung der Produktion findet auch dann statt, wenn von einem hohen Maß an Sicherheit ausgegangen werden kann, welches kein Nachverhandeln von Verträgen und keine großen Änderungen von angefragten Mengen benötigt. Das zeigt sich etwa bei kontinuierlichen und stetigen Entwicklungen, die deutlich etablierter sind als kurzweilige Trenderscheinungen. Ein Nachteil von Outsourcing ist jedoch die mangelnde Flexibilität. Sollten doch Schwankungen ersichtlich werden und Nachverhandlungen nötig sein, fallen erneut Transaktionskosten an. Industriebetriebe, die auf eine interne Produktion setzen, können weitaus flexibler auf Anpassungen reagieren. Langfristig kann sich diese Investition daher lohnen. In der Regel sind es allerdings Einzelfallentscheidungen, die sehr sorgfältig und in Abstimmung mit verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens getroffen werden müssen.